Jens Kerbel

Kinder- und Jugendoper

 

Karl Jenkins

 

ELOISE

 

Libretto von Carol Barratt

 

 

Foto: Lilian Szokody

 

 

                                                                                                                                     

Musikalische Leitung/ 

Einstudierung Kinder- und Jugendchor: Ekaterina Klewitz

Inszenierung: Jens Kerbel

Bühne: Uta Heiseke

Kostüme: Mathilde Grebot

Licht: Sirko Lamprecht

Chorleitung: Ekaterina Klewitz

Dramaturgie: Michaela Angelopoulos

 

Mit: Clara Heinz/Stella Kretschmer, Kristina Fedotova/Janina Gasteier, Lina Hoffmann/Carina Schwarzenberg, Kim Emde/Lisa-Marie Ritter, Phillip Heinemann/Helen Hidalgo, Balthasar Schlotmann, Tautvydas Slizauskas/Arnold Trautwein, Konrad Eilers/David Hidalgo u.v.a   (Mehrfachbesetzung in alphabetischer Reihenfolge)
                                          

Kinder - und Jugendchor des Theater Bonn

 

Orchester der Jungen Oper Bonn

 

 

Premiere: Juli 2011, Oper Bonn

 

 

ZUM STÜCK:

   

Ungebetene Gäste stören die Taufe von Prinzessin Eloise: Die Hexe Volhek ist in Begleitung von Vampiren gekommen, um sich Eloises sieben ältere Brüder zu holen, denn die wurden ihr von der Königin zum Lohn versprochen, wenn Volhek dem Königspaar zu einer Tochter verhilft.
Volhek und die Vampire verwandeln die Brüder in Wildenten und entführen sie aus dem Schloss. Als Eloise Jahre später davon erfährt, verlässt sie ihre Eltern, um die Brüder zu suchen und sie von ihrem Fluch zu befreien.
Motive aus dem Märchen DIE SIEBEN RABEN der Gebrüder Grimm, ein Fluch und seine magische Auflösung sowie die erste Liebe spielen in der Kinder- und Jugendoper ELOISE genauso eine wichtige Rolle wie die Geschichte um ein heranwachsendes Mädchen, das beginnt, die Welt, in der sie lebt, zu erforschen und zu hinterfragen, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. (Ankündigungstext Theater Bonn)

 

 

PRESSE:

 

General-Anzeiger, 11. Juli 2011

 

Die Hexe Volhek und ihre Vampirmeute
 
So märchenhaft hat der Alte Malersaal selten ausgesehen: In seiner Mitte tummeln sich verzauberte Bäume, magische Wesen und allerlei unheimliches Gelichter, im Kreis drumherum sitzt das Publikum und genießt die Premiere von "Eloise".
Mit der Märchenoper des "Adiemus"-Komponisten Karl Jenkins hat sich der Kinder- und Jugendchor des Bonner Theaters ein Werk ausgesucht, bei dessen Umsetzung Regisseure, Bühnen- und Kostümbildner ihre kühnsten Träume verwirklichen können.

 

Jens Kerbel, Uta Heiseke und Mathilde Grebot haben dann auch ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und erzählen die Geschichte von Prinzessin Eloise und ihren sieben verwunschenen Brüdern in verschwenderisch schönen Bildern. Die Handlung beginnt hier mit der Taufe der lang ersehnten Königstochter Eloise.

Mitten in das fröhliche Fest platzt die Hexe Volhek mit ihrem Vampirgefolge, um Eloises sieben große Brüder einzufordern, die die unglückliche Königin ihr im Tausch für die Geburt einer Tochter versprochen hat. Viele Jahre später tauscht die junge Prinzessin ihre goldenen Glitzerschuhe mit Wanderstiefeln und macht sich auf, um die in wilde Schwäne verwandelten Jungs zu erlösen. Sieben Distelwollhemden muss sie spinnen, bevor der Vollmond am Himmel steht.

 

Volhek und Co. schrecken vor nichts zurück, um das zu verhindern, aber zum Glück hat Eloise (mädchenhaft entschlossen: Clara Heinz) eine ganze Reihe fleißiger Helfer auf ihrer Seite. Karl Jenkins hat für den Kampf zwischen Gut und Böse eine eingängige Musik komponiert, deren farbenreiche Mischung aus Jazz, Folk, Orff und Weill das Orchester der Jungen Oper Bonn schwungvoll präsentiert.

Am Pult steht Ekaterina Klewitz, die mit ihren Chören auch die Gesangspartien einstudiert hat. ...

Das prächtig geschmückte Königspaar (Lina Hoffmann und, zwei Köpfe kleiner, König Philipp Heinemann) ist ein Anblick für die Götter, die rot gestiefelte Amme (Lisa-Marie Ritter) sieht mit ihren bunten Rastazöpfchen so gar nicht nach Kinderfrau aus, und als goldener Ritter (Balthasar Schlotmann), Kosmonaut (Arnold Trautwein) und feuriger Biker (David Hidalgo) machen die drei Freier eine herrlich komische Figur.

 

Wenn die Vampirmeute mit irrem Blick, wehenden Haaren und Leichentüchern hereinwirbelt, läuft es selbst den erwachsenen Zuschauern kalt den Rücken herunter, und Volhek ist eine Klasse für sich: Kalt glitzernd saust Janina Gasteier per Seilbahn auf die Bühne und gibt die Hexe als lässige, grausam lächelnde Society-Schönheit.

 

Von Gunhild Lohmann

 

 

 

Bonner Rundschau, 12. Juli 2011

 

Im Clinch mit einer eiskalten Hexe und Vampiren

 

Die Kinder- und Jugendchöre der Oper Bonn führen die Oper "Eloise" von Karl Jenkins auf
 
Wer die Halle Beuel betritt, ist bereits mittendrin in der Märchenwelt, die nach einem norwegischen Märchen die Geschichte der Wunschtochter Eloise erzählt. In einem alten verwunschenen Baum schaukelt ein Mädchen, um sie spielen sieben Knaben: Ein Idyll, das sich mit Einsetzen des Orchesters in eine bewegte Bildergeschichte mit Musik verwandelt. Karl Jenkins schrieb die Musik zur „Oper für junge Menschen“, wie er sein Bühnenwerk „Eloise“ nennt. Das Libretto dazu verfasste seine Frau Carol Barratt. Mit Streichern, Hölzbläsern, Trompeten und Percussion legte Jenkins, der sich vor allem einen Namen mit der Artrockformation „Softmachine“ machte und eingängige Werbemusik verfasste, eine klassische Orchesterbesetzung fest. Ekaterina Klewitz hatte die musikalische Leitung. Es sangen die Kinder- und Jugendchöre der Oper Bonn.
 

Über 65 Minuten entspannte sich das musikalische Märchen. Die Schaulust fand reichlich Futter, etwa als die prächtig ausstaffierte Königin mit ihrem winzigen König auftrat, um ihren sieben Söhnen die glückliche Geburt der ersten Tochter zu verkünden. Leider war der Preis für die Tochter hoch und davon handelt die Geschichte: Die Hexe Volhek, eine eiskalte, aufgetakelte Lady, kommt pünktlich zur Taufe, um die sieben Knaben von ihren Vampiren abholen zu lassen. Sie waren das Pfand für die Wunschtochter der Monarchen. Die Söhne, so ist auch bei den Brüdern Grimm nachzulesen, werden in Schwäne verwandelt. Als die herangewachsene Eloise von der Existenz und dem schlimmen Schicksal ihrer Geschwister erfährt, beschließt sie, diese zu suchen, um sie zurückzuholen. Auf ihrer abenteuerlichen Reise stellen sich ihr nicht nur die per Seilbahn einfallende Hexe und ihre wirklich gruseligen Vampire in den Weg, sondern drei als coole Typen wirkungsvoll in Szene gesetzte Freier werben um ihre Gunst. Letztlich gelingt es Eloise, sieben Hemden für ihre Brüder zu erstellen und den Zauber zu brechen.
 

Das Orchester der Jungen Oper interpretierte engagiert die eingängige, oft folkloristisch anmutende und nicht selten mit ostinaten Wiederholungen konzipierte Musik. ...

Alle Mitwirkenden sangen, musizierten und agierten mit einer großen Leidenschaft in farbenprächtigen Kostümen, unter fantasievollen Perücken und auf der bis ins Detail liebevoll ausgestatteten Bühne. (cit)

 

 

 

Generalanzeiger, 07.07.2011 (Vorbericht)

 

Erst die Königstochter bricht den Bann übers Herrscherhaus

 

Der Jugendchor der Bonner Oper bringt Karl Jenkins’ Jugendoper „Eloise“ auf die Bühne des Alten Malersaals in Beuel

 

Die Königstochter Eloise steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Sieben Hemden aus Diestelwolle müssen her – und das bis zum Mondaufgang. Sonst bleiben ihre sieben Brüder auf ewig in Schwäne verwandelt, und die Hexe wird triumphieren. Dies ist nicht die einzige Zwickmühle, in der die Titelheldin in Karl Jenkins’ Jugendoper „Eloise“ gerät. Begegnen ihr doch gleich drei Prinzen, die sie umwerben. Da gilt es, nur dem Herzen zu folgen. 1986 schrieb der walisische Komponist Karl Jenkins seine bisher einzige Oper, die auf Motive aus Hans Christian Andersens Märchen „Die wilden Schwäne“ zurückgreift. Die deutsche szenische Erstaufführung besorgt nun der Jugendchor der Bonner Oper im Alten Malersaal in Beuel. Die Inszenierung liegt in den Händen von Jens Kerbel, der in Bonn zuletzt in „Sehstörung“ und „That Face“ Regie führte.

 

Für Kerbel ist es die erste Oper und die zugleich erste Produktion, in der er mit Jugendlichen zusammenarbeitet. Sein Fazit: „Das Schönste, was ich bisher gemacht habe.“ Man müsse Jugendlichen gegenüber ein Stück weit Distanz aufgeben um sie zu erreichen, sie aber gleichzeitig genauso ernst nehmen wie erwachsene Profidarsteller. Dass manches Chormitglied einen „ziemlichen Sprung nach vorn“ gemacht habe, freut ihn besonders.

Jenkins Stück (Libretto: Carol Barratt) werfe viele Fragen auf, die Jugendliche beschäftigen. Neben der Liebe geht es ums Verschweigen, um Ängste, um seelische Verletzungen, um den Verlust von Vertrauen. Erst durch die Amme erfährt Eloise, dass sich mit ihrer Geburt ein böses Versprechen erfüllt hat. Denn ihre Mutter hatte der Hexe ihre sieben Söhne versprochen, wenn diese im Gegenzug dafür sorgt, dass dem Königspaar eine Tochter geboren wird. Das geschieht, doch fortan herrscht im Königshaus eine düstere Stimmung. Erst die jugendliche Eloise bringt die Kraft auf, den Bann zu brechen.

 

Karl Jenkins hat sich für seine Vertonung bei verschiedenen Genres bedient. Jazz und lyrische Balladen sind ebenso zu finden wie Rockiges oder eine Habanera, mit der sich die Hexe einführt. Die ist übrigens keine hässliche Alte, sondern eine verführerische Person in Muschelgestalt.

Der Run auf die Solopartien war enorm, erzählt Ekaterina Klewitz, die Leiterin des Jugendchores: „Wir haben jetzt zwei Alternativbesetzungen, die beide auf gleichem Niveau singen.“ Die Stimmkraft des Chores kann sich bei Auftritten der Vampire oder des sonderbaren Völkchens der Spinner ausleben. Das Kammerorchester setzt sich aus jungen Musikern aus Bonn und der Region zusammen.

 

Ein Motiv hat Kerbel übrigens dem Libretto hinzugefügt. Bei einem der Prinzen gelingt die Rückverwandlung in die Menschengestalt nicht gänzlich, er behält einen Schwanenflügel. „Von Leid bleibt immer eine Spur zurück“, meint Kerbel, „das war mir wichtig.“

 

Von Mathias Nofze

 

 

 

>>Fotos

 

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[...] Das ganze herrliche Meer lag vor dem jungen Mädchen, aber nicht ein Segel zeigte sich darauf, nicht ein Boot war da zu sehen. Wie sollte sie nun dort weiter fort kommen? Sie betrachtete die unzähligen kleinen Steine am Ufer, das Wasser hatte sie alle rund geschliffen. Glas, Eisen, Steine, alles, was da zusammengespült lag, hatte seine Form durch das Wasser bekommen, welches doch viel weicher war als ihre feine Hand. “Das rollt unermüdlich fort, und so ebnet sich das Harte. Ich will ebenso unermüdlich sein. Dank für eure Lehre, ihr klaren, rollenden Wogen; einst, das sagte mir mein Herz, werdet ihr mich zu meinen lieben Brüdern tragen!” [...]

 

(Aus: Hans-Christian Andersen, "Die wilden Schwäne")