Jens Kerbel

 

 

 

Szenische Lesung:

 

Rolf Dieter Brinkmann

 

WESTWÄRTS 1&2

 

Ein Projekt von Theater Bonn und fringe-ensemble

 

 

 

Szenische Einrichtung: Jens Kerbel

Ausstattung: Annika Ley

Licht: Lothar Krüger

Dramaturgie: Michael Eickhoff

 

Mit: Justine Hauer, Severin von Hoensbroech, Andreas Meidinger

 

 

Premiere im Rahmen der Reihe "60 Jahre in sechs Wochen": Oktober 2008, Theater Bonn

 

 

 

 

 

ZUM STÜCK:

 

Brinkmann (1940-1975) leitete in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre die westdeutsche Rezeption der amerikanischen Pop- und Undergroundliteratur ein. Brinkmanns Leben und Werk sind geprägt vom Versuch, Genregrenzen zu überwinden - die Grenzen des Beschreibbaren neu abzustecken. Nach seinem Rückzug aus dem öffentlichen Literaturbetrieb verfasste Brinkmann die als Materialband angelegte Sammlung von Gedichten und Fotografien, die unter dem Titel „westwärts 1 & 2" 1975 wenige Tage nach seinem Unfallttod erschien und als sein lyrisches Hauptwerk gilt.

 

 

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[...] Die teuren Vororte sind durch Stille gesichert. Nur manchmal sieht man, beim Hindurchgehen, ein erhelltes Fenster, ganz oben, unterm Dach. Im Moment habe ich keinen Hunger, obwohl ich weiß dass der Hunger weitermacht, der Moment weitermacht, die Erde weitermacht, die sozialen Lagen machen weiter, und der Hund, der in der Nachbarwohnung eingesperrt ist und schon den ganzen Morgen bellt, macht weiter.

 Ich hätte gern viele Gedichte so einfach geschrieben wie Songs. Leider kann ich nicht Gitarre spielen, ich kann nur Schreibmaschine schreiben, dazu nur stotternd, mit zwei Fingern. Vielleicht ist mir aber manchmal gelungen, die Gedichte einfach genug zu machen, wie Songs, eine Tür aufzumachen, aus der Sprache und den Festlegungen raus. [...]

 

(Aus: Rolf-Dieter Brinkmann, "Westwärts 1&2")